Zwei Monate des Jahres 2020 sind beinahe um. Was hatte ich mir nicht alles vorgenommen! Was wollte ich nicht alles tun! Intensives Lauftraining. Lange Ausfahrten mit dem Rad bei jedem Wetter. Blog schreiben. Viel Blog schreiben. Sehr viel Blog schreiben. Malen natürlich auch. Hatte ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Endlich mit dem Podcast beginnen. Nebenher noch ein wenig Gitarre spielen. Auch schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Und lesen: so viele interessante Bücher auf meinem Tisch.
Also gut. Gesagt. Getan. Plan gemacht. Lauftraining abends im Dunkeln um den See. Im Kopf beim Podcast. Und da ist sie. Die fette Erkältung. Trotzdem. Egal. Weitermachen. Laufen und Radfahren gehen nicht? Dann eben lesen, lesen, lesen. Nebenher ein Vorstellungsgespräch erfolgreich absolvieren. Nebenher die kranken Kinder versorgen. Nebenher den Keller renovieren. Erkältung weg. Lauftraining. Und da ist sie. Die Mandelentzündung. Immer noch nichts gelernt. Weiter. Weiter. Weiter. Weiter. Weiter. Bis nichts mehr geht. Bis ich mich frage: „Was machst du da?“ Bis meine Therapeutin mich fragt: „Sagen Sie mal, Herr Rücker. Fühlen Sie sich unter Druck? Haben Sie irgendwie Zeitdruck?“
Sechs Wochen bin ich wie ein Hamster im Hamsterrad gerannt. Obwohl mein Körper mir sagte: ‚Hör auf mich. Akzeptier, dass du Ruhe brauchst.‘ Obwohl mein Geist und mein Gefühl mir im Schlaf und in der Meditation sagten: „Hör auf uns. Du brauchst Zeit zu, du brauchst Ruhe, um fühlen und um trauern zu können.“ Ich brauchte mein Hamsterrad. Warum? Weil ich nicht fühlen wollte, wie es mir geht. Weil ich nicht fühlen wollte, dass mir meine Eltern fehlen. Ganz gleich, was sie mir in meiner Kindheit angetan hatten. Weil ich nicht fühlen wollte, wie sehr mir meine verlorene Kindheit fehlt. Und ja. Weil ich mich unter Druck fühlte, die tausend Dinge tun zu wollen, die ich neben meinem Alltag tun könnte: Radfahren. Laufen. Schreiben. Malen. Lesen. Musik. Ich fühlte mich unter Zeitdruck, weil auch mein Tag nur 24 Stunden hat. Und weil auch mein Leben endlich ist. Weil auch mein Leben eines Tages zu Ende sein wird. Und vor allem: Ich weiß nicht, wann es zu Ende sein wird. Ich bin jetzt 42. Krankheiten. Coronaviren. Terrorismus. Autounfälle. Unfälle auf Leitern. Die Liste ist endlos. Hiiiiiiilfe! Eine ältere Dame sagte einmal zu mir: „Der Tod ist eine ziemliche Zumutung.“ Ja. Würde ich sofort unterschreiben…
Und dann. Irgendwann. Dachte ich: ‚Dein Leben ist so reich. Du hast so viele Gaben. Welche Rolle spielt es, wann du welche lebst. Ob du liest. Schreibst. Malst. Singst. Gitarre spielst. Radfährst. Läufst. Es wird zu seiner Zeit geschehen, wenn du im Augenblick, im Jetzt bist. Wenn du das Jetzt akzeptierst.‘
Seitdem ist der Druck … nicht weg … aber er hat nachgelassen. Morgen mehr dazu. Wenn es der Augenblick und das Jetzt wollen. 🙂
Danke für den tollen Beitrag. Ging mir mit einem halben Burnout (wiederholt) innerhalb meines Ausstiegs aus der Depression die letzten Wochen ähnlich.
Wir dürfen den Druck uns selbst nehmen. Uns alles erlauben! Es geht um uns und somit auch um alle Menschen implizit!
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Hallo Christina, danke für deine Worte. Du hattest mal nach meinen Kontaktdaten gefragt. Sind die bei dir angekommen? LG, Nils
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